Bild: sids.at

Aufklärungsinitiative "Nimm das Schicksal in die Hand" will Präventionsmüdigkeit vorbeugen
Graz/Wien (pte/14.07.2006/06:00) - Zum Auftakt der österreichischen Aufklärungskampagne "Nimm das Schicksal in die Hand" präsentierten gestern, Donnerstag, in Graz und Wien Experten verschiedener Fachbereiche aktuelle Erkenntnisse, Studienergebnisse und Vorsorgemaßnahmen zum Plötzlichen Kindstod. Initiator ist die SIDS Austria http://www.sids.at. 2005 starben doppelt so viele Säuglinge wie im Jahr 2004 am Plötzlichen Kindstod, Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) genannt. Als Ursache vermuten Experten eine gewisse Präventionsmüdigkeit. Um das Risiko jedes einzelnen Kindes gering zu halten, empfehlen sie verschiedene Vorsorgemaßnahmen.

Kinder sollten in einem Gitterbett mit Lattenrost im Eltern-Schlafzimmer bei einer Umgebungstemperatur zwischen 18 und 20 Grad Celsius schlafen. Dabei sollte das Gitterbett nicht vor Heizkörpern und Fenster aufgestellt werden und sich im Bett keine Stofftiere, Lammfell oder Kopfpolster befinden. Damit die Decke nicht über das Gesicht rutschen kann raten die Experten dazu, dass Kinder in geeigneten Babyschlafsäckchen schlafen. Des weitern sollten Eltern darauf achten, dass die Kleidung des Babys an die Umgebungstemperatur angepasst ist. Im Schlafsack sind daher ein Body oder ein dünner Pyjama ausreichend. Außerdem sollten sie zum Einschlafen nur auf den Rücken gelegt werden, denn Bauch- und Seitenlage erhöhen das SIDS-Risiko. Risikofaktoren für den Plötzlichen Kindstod sind auch Stress durch Alleinsein, Unruhe und seelische Belastungen, daher empfehlen die Experten das Baby nicht allein zu lassen.

Internationale Studien zeigen, dass neben diesen Vorsorgemaßnahmen der Einsatz von Schnullern das SIDS-Risiko vermindert. Die häufigsten Bedenken der Eltern gegenüber dem Einsatz eines Schnullers sind Zahnfehlstellungen und Kieferverformungen. Damit die SIDS-Vorsorge korrekt durchgeführt wird, sollte aber beachtet werden, dass beim Einschlafen ein alters- und kiefergerechter Schnuller gegeben wird. Darüber hinaus sollte der Schnuller nur gegeben werden, wenn ihn das Baby wirklich braucht, also wenn es einschlafen möchte, Trost benötigt oder sich entspannen will. Grundsätzlich sollte der Schnuller nie länger als sechs Stunden durchgehend im Mund gelassen und bis spätestens zum dritten Geburtstag abgewöhnt werden.

Der Plötzliche Kindstod ist der unerklärliche Tod eines Kindes zwischen dem ersten und zwölften Lebensmonat. Nach der Neugeborenenperiode ist SIDS die häufigste Todesursache, welche sich meistens im Schlaf ereignet. Experten vermuten als Ursache ein Zusammentreffen von Regulationsschwächen des Babys und Umgebungsfaktoren. 50 bis 90 Prozent der SIDS-Fälle könnten aber vermieden werden, wenn empfohlene Vorsorgemaßnahmen eingehalten werden. In den Industrieländern liegt die Todesrate zurzeit zwischen 0,3 und 0,8 pro tausend Kinder. Im Jahr 2004 starben in Österreich 16 Säuglinge am Plötzlichen Kindstod, 2005 hat sich diese Zahl mit 31 SIDS-Fällen nahezu verdoppelt. (Ende)